NOIZZ.de: Juliane Wieler kennen die meisten als Rap-Journalistin Jule Wasabi. Die gelernte Juristin hat aber eine weitere Fertigkeit: Sie kocht wie ein Profi und gewinnt so auf Instagram neue Follower*innen. Im NOIZZ-Interview erzählt sie, was Jura, Rap und Kochen gemeinsam haben – und verrät uns sogar eines ihrer Lieblingsrezepte.

Juliane Wieler, dem meisten als Jule Wasabi bekannt, führt mit ihrem Kollegen Falk Schacht den wohl bekanntesten Deutschrap-Podcast „Schacht und Wasabi“ und produzierte Charlotte Roches Podcast „Paardiologie“. Ihr Unternehmen trägt den Namen „Al Forno Media“, was so viel bedeutet wie „im Ofen mit Käse überbacken“.

Wer die Instagram-Stories von ihr verfolgt, erkennt den Zusammenhang: Juliane ist eine kleine Sterneköchin. Sie knetet, backt und rührt wie ein Profi. Am liebsten mit jeder Menge Butter. Rap-Expertin und Food-Influencerin? Dabei hat die 27-Jährige weder eine Kochausbildung abgeschlossen noch irgendetwas mit Medien studiert. Juliane ist gelernte Juristin.

Im NOIZZ-Interview erzählt sie uns, wie sie als Juristin mit Sexismus im Netz umgeht, welcher Rapper die besten Moules Frites zubereitet – und von wem sie sich mehr Küchen-Stories auf Instagram wünscht.

>> Netflix und Cannabis: Kelis startet eigene Weed-KochshowJule Wasabi ist nicht nur Rap-Journalistin, sondern auch Hobby-Köchin. Was sie besonders liebt: Butter.Foto: Jule Wasabi / privat / Küche / Juliane Wieler

Jule Wasabi im Interview über Kochen, Jura und Rap

NOIZZ: Du heißt eigentlich Juliane Wieler – ist Wasabi schon immer ein Hinweis gewesen, dass du eine kleine Chefköchin bist?

Jule Wasabi: Ich komme aus einer „food-addicten“ Familie und mein Bruder hat sich auch Wasabi auf Instagram genannt. Das war etwa 2012, wir waren zu der Zeit gemeinsam in Asien. Ich esse Rettich gar nicht so gerne – fand es aber cool, dass wir beide den gleichen ausgedachten Namen hatten. Als ich die ersten Interviews gegeben habe, wurde ich nur noch Wasabi genannt. Da habe ich aber noch Jura studiert und dachte, dass es ganz gut sein könnte, unter diesem Namen weiterzumachen. Ich war mir unsicher, ob Rap-Interviews gerne gesehen werden, wenn man später als Anwältin arbeitet.

Du bist eigentlich Juristin, als Hip-Hop-Journalistin bekannt und nun Instagram-Koch-Influencerin. Wie passen Recht, Rap und Radieschen zusammen?

Das ist eine gute Punshline! (Lacht). Ich dachte eigentlich, Jura und Rap seien meine Skills – hinzu kommt wohl aber auch das Zubereiten von Essen. Meine Leidenschaft für das Kochen war schon immer da. Da wussten aber nur die Leute aus meinem engen Freundeskreis. Die haben immer scherzhaft gemeint, dass sie mich nicht mehr zum Essen einladen dürfen, weil es sonst zu peinlich für sie wird. Ich habe das nie verstanden. Erst in Zeiten von Corona habe ich realisiert, dass es nicht selbstverständlich ist, so regelmäßig und leidenschaftlich zu kochen. Recht und Rap passen aber sehr gut zusammen. Da geben sich die jeweiligen Akteure immer wieder die Hand.Die Küche von Jule Wasabi, die auf Instagram alle immer von oben sehen.Foto: Jule Wasabi / privat / Küche / Juliane Wieler

Du postest auf Instagram mittlerweile weniger Rap-Inhalte, dafür viele leckere Gerichte. Haben sich mit dem Inhalt auch deine Follower*innen geändert?

Durch meine Rap-Inhalte hatte ich etwa 80 Prozent männliche Follower. Heute sind es immerhin 42 Prozent Frauen. Das ist eigentlich traurig, aber es sind deutlich mehr geworden. Vielleicht liegt das auch daran, dass Frauen nun mehr Platz im Rap haben als vor ein paar Jahren – und ich dadurch mehr weibliche Zuschauerinnen habe. Deutschrap ist nun mal ein männerdominiertes Genre.

Ich habe mit Charlotte Roche zusammen eine Produktionsfirma – vielleicht hat da schon der Umschwung angefangen. Ich weiß nicht, ob das Rap-Publikum weiblicher, oder mein Inhalt allgemeiner geworden ist.

Ich habe jedenfalls viele Koch-Follower gewinnen können. Letztere Woche hat mir ein italienischer Koch geschrieben, dass er es toll findet, was ich mache. Das ist für mich das größte Kompliment.

>> Quarantäne sei Dank: Selena Gomez bekommt ihre eigene Kochshow

Über Sexismus im Netz und „Männerwelten“

„Jule hat ne Ausstrahlung wie ne vegane Bratwurst“, heißt eines der Instagram-Kommentare. Wie geil sind bitte vegane Bratwürste?

Ich finde vegane Bratwürste auch sehr geil! Ich lösche schon immer beleidigende und sexistische Kommentare. Wenn noch welche zu sehen sind, bin ich einfach noch nicht dazu gekommen. Sexismus und Beleidigungen sind einfach keine Meinung. Ich lösche solche Kommentare, um auch anderen zu zeigen, dass das keine Art ist, mit anderen Leuten umzugehen.

Wenn ich ein Bild poste, auf dem mein Gesicht zu sehen ist, muss ich den folgenden Stunden immer wieder Instagram aktualisieren. Unter einem Bild stehen im Schnitt zehn Kommentare, die ich lösche, weil sie beleidigend sind. Ich habe aber eine Community, die mich dabei ein wenig unterstützt. So muss ich nicht immer alles kommentieren. Im schlimmsten Fall blockiere ich.

>> Warum ich als Mann zum Women’s March gegangen bin

Viele Männer haben als Reaktion auf das „Männerwelten“-Video von ProSieben auf sozialen Netzwerken geschrieben, ob das alles so schlimm für uns Frauen sei – und was man dagegen machen kann. Was denkst du darüber?

Asap Rocky hat mal mit Dior zusammengearbeitet. Auf dem T-Shirt stand: We should all be feminist. Ich finde, das passt sehr gut. Man kann das zu seinem eigenen Problem machen. Es ist toll, dass Männer sich einsetzen und sagen: „Stop mal! Wenn Frauen hier angegangen werden, werde ich auch angegangen – weil ich nicht in einer Gesellschaft leben möchte, in der Frauen so behandelt werden.“

Man sollte die Leute direkt ansprechen. Ganz im Stil: „Das ist mit dem Penisbild vielleicht lieb gemeint, aber bitte hör auf mir solche Bilder zu schicken! Das verletzt mich.“ Die meisten verstehen das gar nicht. Mir hat beispielsweise letztens ein User geschrieben, dass er es toll findet, dass endlich eine Frau so gut kochen kann. Ich verstehe, dass er das nett gemeint hat – ist aber trotzdem sexistisch.

>> Dickpics, Netz-Hass, Vergewaltigungen: Joko und Klaas nutzen Sendezeit, um sexuelle Übergriffe anzusprechen

Die meisten Leute wollen aber gar nicht so sein. Deswegen ist es wichtig, sie darauf anzusprechen. Ich habe bei den homophoben Themen im Deutschrap gemerkt: Viele Rapper sehen ein, dass es falsch ist, statt dem Wort „uncool“ „schwul“ zu benutzen – man muss sie nur immer wieder damit konfrontieren. Wenn sie dabei merken, dass es für menschenfeindliches Verhalten keine Erklärung gibt, entschuldigt sich sogar der ein oder andere.

Hat man als Juristin eine bestimmte Sichtweise auf Sexismus und Rassismus im Rap?

Argumentativ auf jeden Fall. In dem Jura-Studium lernt man immer Pro und Kontra und versucht, auf beide Standpunkte einzugehen. Im Studium führt man aber nur Diskussion mit Leuten, die das gleiche Diskussionslevel haben. Ich weiß aber nicht, ob es förderlich ist, mit Menschen im Internet hin und her zu schreiben.

Die meisten wollen nur provozieren und sind sich gar nicht bewusst, was für schlimme Sachen sie im Netz veröffentlichen. Ich muss eher weg von meinen Studien-Skills zu „manche Leute kann man nicht ändern.“ Das ist vor allem als Frau schwierig. Ich war eine Zeit lang sehr unglücklich, weil solche Menschen im Internet unterwegs sind. Da habe ich aber gemerkt, dass mein Wirkungsbereich gar nicht so groß ist, dass man alle Menschen ändern kann. Das bedeutet aber nicht, dass man menschenfeindliches Verhalten akzeptieren muss. Aufstehen, ungemütlich und laut sein, wenn Unrecht geschieht, muss immer eine Option sein.Jule Wasabi in ihrer Küche.Foto: Jule Wasabi / privat / Küche / Juliane Wieler

Warum Burger nicht Jules Ding sind und was sie sich gastronomisch von Prinz Pi erhofft

Schlimmste Kombi aus Rap-Track und Essen?

Wenn die Antilopen-Gang Pizza besingt, bin ich voll dabei. Aber ich bin tatsächlich kein Burger-Fan – verstehe das Konzept nicht so ganz. Ein warmer Salat und eine warme Gurke? Da muss man den Burger schon schnell essen. Ab der Hälfte hängt dann noch irgendwie das Fleisch raus, alles klebt und die Soße läuft runter. Deswegen würde ich irgendeinen Track über Burger nehmen – keine Ahnung welchen genau.

Erinnerst du dich an das erste Gericht, das du gekocht hast?

Meine Mutter war der festen Überzeugung, dass ich mit vier oder fünf Jahren den ersten Kuchen allein gebacken habe. Bis heute weiß keiner, wie ich den hinbekommen habe. Er sah furchtbar aus – und war plötzlich da. Ansonsten saß ich schon mit zwei Jahren auf dem Boden und habe Haferflocken mit Salz zusammen gemanscht. Ich bin meiner Mutter bis heute sehr dankbar, dass sie gesagt hat: Mach dein Ding. Die ersten fünf Jahre schmeckt es scheiße – danach umso besser. Erst so habe ich verstanden, dass Salz salzig ist und was passiert, wenn man ein Ei in den Teig rein macht. Ich habe fünf Jahre lang nur Rührei gekocht, um alles zu perfektionieren – an den Basics gearbeitet. Mit 13 Jahren ist das alles besser geworden, da habe ich mir auch das erste Mal eigene Lebensmittel gekauft.

Welcher Rapper oder Rapperin kann auf deinem Niveau kochen?

In dem Kochbuch „Rap-Kitchen“ von Emil Schramm und Johann Voigt merkt man, dass viele Rapper*innen ein Gericht ganz besonders gut können. Sido beispielsweise Rouladen. Ich habe mir von Juri Sternburg sagen lassen, dass Nico von KIZ ein begnadeter Koch sein soll. Der war bei dem zu Gast und meinte, das sei richtig krass – besonders seine Moules Frites. Das ist aber nur so ein Straßengerücht. Ansonsten ist mir noch Prinz Pi bekannt. Der könnte mal mein Insta-Game beim Kochen übernehmen.Jule Wasabi ist nicht nur Rap-Journalistin, sondern auch eine kleine Sterne-KöchinFoto: Jule Wasabi / privat / Küche / Juliane Wieler

Rezept: Jules Signature Dish, Weiße Kalbsbolo

Zutaten:

  • 500 g Kalbsschnitzel (fein in kleine Würfel hacken oder direkt beim Metzger wolfen lassen)
  • 100 g Butter, 100g Olivenöl
  • 3 Zwiebeln
  • 3 Knoblauchzehen
  • 0,25 l Weißwein (trocken)
  • 0,5l Milch
  • ½ Staude Stangensellerie (etwa 3-5 Stangen)
  • 2 Lorbeerblätter
  • getrockneter Rosmarin und Thymian
  • weißer Pfeffer
  • Muskatnuss

Anleitung

Zwiebeln und Knoblauch in Butter und Olivenöl anbraten. Das Fleisch hinzufügen und nach einer Minute mit Weißwein ablöschen. Warten bis der Alkohol aus dem Wein verdampft ist und mit Milch auffüllen (die Milch sollte das Fleisch komplett bedecken). Lorbeerblätter, 1TL getrockneter Rosmarin und Thymian dazu. Sellerie klein schneiden und mit in den Topf.

1,5 Stunden auf schwacher Hitze simmern lassen. Die Milch gerinnt, lasst euch davon nicht abschrecken. Falls ihr Parmesan-Rinden über habt, haut die mit in die Soße. Die lösen sich leicht auf und man kann die am Ende entfernen. Wenn die Soße fertig ist, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.

>> 20 der bekanntesten Deutschrapper verraten in „Rap Kitchen“ ihre Lieblingsrezepte

>> Quarantäne-Entertainment: 8 unnötig aufwendige Rezepte für deine Isolations-Cuisine

Foto: Fotograf / Oguz Yilmaz oder privat

Artikel auf NOIZZ.de