NOIZZ.de: Harte Schale, weicher Kern. Auf keinen trifft das wohl so zu, wie auf Rapperin Juju. Ich habe mir ihr erstes Soloalbum „Bling Bling“ für euch angehört.
Die Rapperin aus Neukölln versteckt nicht nur Gras, sondern auch Herz – und das ballert mehr als jede Droge. Am heutigen Freitag erschien Jujus erstes Soloalbum „Bling Bling“. In Tracks wie „Coco Chanel“ und „Live Bitch“ gibt sie, wie gewohnt, auf die Meinung anderer einen Fick. Sie protzt mit ihrem Erfolg und zeigt, dass auch Frauen auf „dicke Hose“ machen können. Die Frage, die sich dabei jeder stellt: Gelingt ihr das so gut wie zu SXTN-Zeiten mit Ex-Kollegin Nura?
Das Rapduo hat sich Ende vergangenen Jahres getrennt. Allein an die Erfolg anzuknüpfen, die sie gemeinsam aufgebaut haben, scheint schwer. Sie selbst haben die Messlatte hochgesetzt. Schließlich hat SXTN die Frauenbewegung mit Tracks wie „Hass Frau“ und „Fotzen im Club“ für die Straße zugänglich gemacht. Sie haben Deutschrap als Sprachrohr genutzt und gezeigt, dass Feminismus nicht immer fein sein muss. Doch wie kann man den Erfolg im Alleingang toppen? Entweder, man versucht an den Hype anzuknüpfen, oder ändert sein Image, um weiterhin im Gespräch zu bleiben.
Auf Letzteres setzt Ex-Kollegin Nura, die sich selbst nicht mehr als Rapperin, sondern Sängerin bezeichnet. Juju hingegen setzt den SXTN-Hype als Solokünstlerin fort – und wird für Lines wie „nicht jeder kann diese Pussy bekommen“ und „vielleicht muss ich mich bald runterficken, weil sonst heb‘ ich ab“ gefeiert. Sie setzt auf das, was sie kann. Und ja, ihr gelingt das so gut, wie zu SXTN-Zeiten mit Nura. Das Problem: Das allein reicht nicht. Es ist geil, aber nicht neu. Also macht Juju das, was für den Start einer Solokarriere wichtig ist: Sie hebt sich ab, überrascht und zeigt, dass sie nicht einfach nur die eine von SXTN ist.
Juju legt ihre harte Schale, Bling-Bling und die Coco-Chanel-Klamotten ab und zeigt Gefühl. In „Vermissen“ mit Henning May kratzt sie am Herz. Sie kratzt nicht. Sie reißt es raus. Sie ist ehrlich und trotzt nur so vor Authentizität. „Wir haben gefickt und der Himmel war so sternenklar. Ich vermisse dich, vermisse ohne Schwerkraft mit dir rumzuschweben, der Absturz war so schmerzhaft“ – bei wem dabei nicht Liebeskummer aufkommt, der hat ein Herz aus Beton.
Gefühle zeigen, zuzulassen und auszulösen – ohne dabei Angst zu haben, sein Image als hartes Mädchen aus Neukölln zu verlieren – verdient Respekt. Juju hat ihn sich mit ihrem ersten Album als Solokünstlerin verdient.
Foto: Instagram / jujuvierundvierzig
Artikel auf NOIZZ.de
3. Mai 2020 at 2:10
Bling Bling ist immer noch ein Megaalbum. 😊
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Spoiler: Juju kommt natürlich auch drin vor.
LG und bleib gesund
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