fudder.de: Für ihren Job klemmt sie sich den Penis ab: Dita Whip ist Freiburger Dragqueen. Am Freitag präsentiert sie ihr Soloprogramm „Hauptsache: Unfreundlich“ in der Passage 46. Wir haben mit 40 unangenehmen Fragen getestet, wie unfreundlich sie wirklich ist.

Dita Whip hat jeden Abend zwei Paar Brüste zur Auswahl, muss sich ihren Penis wegklemmen und kann deswegen bis zu 15 Stunden nicht aufs Klo. Das Leben einer Dragqueen kann hart sein, trotzdem bringt die Freiburgerin Menschen zum Lachen. Sie selbst bezeichnet ihren Humor allerdings als unfreundlich – so der Name ihres ersten Soloprogramms, das sie am Freitag in der Passage 46 präsentieren wird: eine One-Drag-Show mit Burlesque, Comedy, Spiel, Videos und Gesang.

„Als therapeutische Maßnahme gibt es Schnaps“, sagt Dita Whip. „Das ist ganz gut, um die Show sicher durchzustehen.“ Doch wie unfreundlich ist die Freiburgerin wirklich? Wir haben ihren Gemütszustand mit 40 unangenehmen Fragen auf die Probe gestellt.

1. Wie viele Wimpern klebst Du dir gleichzeitig drauf?
Drei, wenn es gut aussehen soll.

2. Wie viel Kilo Make-Up trägst Du auf Deinem Gesicht?
7,85 Tonnen plus die Wimpern.

3. Ganz schön viel! Was passiert, wenn es regnet, oder Dir eine Mücke in das Auge fliegt?
Genügend Haarspray verhindert das Verlaufen von Make-up. Die Fliege muss sterben – die zerquetsche ich mit meinen Wimpern.

4. Du kannst Dir als Drag Deine Haarfarbe aussuchen. Warum gerade blond?
Blonde Bombshells sind am geilsten und am witzigsten.

5. Wie viele Brüste hast Du zuhause?
Zwei Paar: Doppel-E und Doppel-D.

6. Wann ziehst Du die größeren Brüste an, wann die kleineren?
Je nervöser ich bin, desto größer der Busen – dann kann ich noch einen Flachmann verstecken.

7. Wie fühlen sich Deine Fake-Boobies an?
Jeder, der die anfasst, ohne mich zu fragen, bekommt sofort eine runtergehauen.

8. Und wenn Du sie selbst berührst, macht Dich das geil?
Mich macht das null geil. Das ist das Unerotischste, was man sich vorstellen kann. Die Dinger sind aus Plastik und sie stinken.

9. Wie viel Kohle gibst Du im Monat für Schminke aus?
Mittlerweile nicht mehr viel. Aber Zuhause steht ein guter Gebrauchtwagen im Wert meines Make-ups.

10. Wo findet man High Heels in Deiner Schuhgröße?
Im großen Schlampenshop. Nein, nein. Auf Amazon zum Beispiel. Hauptsache nuttig, das ist wichtig für mich. Und schwarz. Ich habe nur ein rotes Paar: „Komm-Fick-Mich-Peeptoe“.

11. Wie viele Leute erkennen Dich aus Freiburg, wenn Du nicht gestylt bist?
Etwa 40, gute Freunde.

12. Wie lange brauchst Du im Bad, um Dich fertigzumachen?
Ich schminke mich nicht im Bad, ich muss das im Sitzen machen. Mein Arsch ist so fett, da kann ich nicht so lange stehen. Eineinhalb bis zwei Stunden.

13. Inwiefern ist der Mann, der hinter Ditas Schminke steckt, zu Dita geworden?
Gar nicht, ich trenne das. Die Gestörtheit fließt in Dita, damit ich mich im Alltag normal benehmen kann.

14. Warum sind Dragqueens meistens schwul?
Sind sie eigentlich nicht immer. Es gibt sehr viele heterosexuelle Männer, die das machen.

15. Warum gibt es mehr Männer, die gerne eine Frau sein wollen, als Frauen, die gerne Männer sein wollen?
Das halte ich für eine Lüge. Das Transspektrum ist groß, abwechslungsreich.

16. Aber man sieht mehr Dragqueens als Dragkings.
Wir wollen keine Frauen sein. Das hat einfach damit zu tun, dass Dragqueens schon immer mehr Sichtbarkeit gegeben wird als Dragkings. Das ist meiner Meinung nach ein Problem.

17. Drag-Ikone RuPaul sagt: „Drag können nur Männer.“
Bullshit. RuPaul muss sich angewöhnen, dass Drag eine Kunstform für jeden ist – Männer und Frauen, Trans…

18. Kann man als Dragqueen überhaupt Sex haben? Da verrutscht doch alles, das Make-up, das Outfit…
Ich glaube, es geht. Ich selbst würde es nicht tun und habe es noch nie gemacht. Das klingt furchtbar anstrengend und unerotisch – und warm! Igitt.

19. Jemals darüber nachgedacht, Dich als Frau umoperieren zu lassen?
Never! Ich fühle mich wohl als Cis-Mann (Anmerk. d. Red.: Cis-Mann/Cis-Frau ist eine Bezeichnung für Menschen, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das sie bei der Geburt hatten).

20. Lässt es sich als Dragqueen leben, finanziell?
Ein Leben als Künstler ist immer von Entbehrung und Exzess gleichzeitig gekennzeichnet. Also jein.

21. Warum bist Du als Dragqueen hier in Freiburg und nicht in Berlin oder einer anderen Großstadt?
Erstens, weil ich hier wohne. Zweitens, Berlin ist überfüllt. Ich bin lieber ein größerer Fisch im kleinen Teich, als ein größerer Fisch im riesigen, verseuchten Teich der Hauptstadt.

22. Welche Musik drehst Du laut auf, wenn Du Dich richtest?
Showtunes, Techno, Gay-Music und Comedy-Specials.

23. Comedy-Specials?
Ja, dreckige, widerliche Comedy-Specials.

24. Du trinkst gerne Schnaps. Wie viele Shots braucht es, bis Du betrunken bist?
Früher viel mehr, mittlerweile bin ich aus der Übung. Wer mich unter den Tresen trinken will, soll vorbereitet kommen. In einer Stunde schaffe ich schon 25 bis 30 Schnäpse.

25. Wer ist der unfreundlichste Mensch auf der Welt?
Ich, wenn ich hungrig bin. Und Donald Trump, das kleine Ar***loch.

26. Dabei scheinst Du bisher recht nett…
Das sagen auch nur Leute, die mich nicht lange ertragen müssen.

27. Neben „unfreundlich“: drei weitere, schlechte Eigenschaften von Dir!
Unfreundlich zu sein ist keine schlechte Eigenschaft. Zu obsessiv. Zu wenig emphatisch. Ich bin generell kein guter Mensch, würde ich selber sagen.

28. Lieblingsschimpfwort?
(Überlegt kurz.) Vollidiot. Bitch wird im Sprachgebrauch nicht immer als Schimpfwort verwendet. Vollidiot ist ernstgemeint.

29. Was machst Du, um Dich wieder zu beruhigen?
Jazzmusik hören, eine Zigarette rauchen, Kaffee trinken und das Handy ausmachen.

30. Du brauchst die Aufmerksamkeit, stimmt’s?
Ich bin nicht aufmerksamkeitsgeil. Aber ein großes Level an Künstler-Narzissmus ist da.

31. Du beschreibst Dich auf Instagram als „Fetisch Freak-Show Femme“. Inwiefern bist Du ein Freak?
Dragqueens sind – immer noch – sehr oft Männer mit Perücken, deswegen Freaks. Die Bezeichnung „Freak“ ist für mich aber keine Beleidigung, sondern ein Label. Damit meine ich: „Scheiß auf die soziale Norm und die Ansprüche der Leute“.

32. Was ist Dein Fetisch?
Ein dick gefülltes Bankkonto mit einer Miete obendrauf. Nein, ich habe keinen konkreten Fetisch. Und geldgeil bin ich auch nicht, das funktioniert als Künstler gar nicht.

33. Was kotzt Dich an Freiburg am meisten an?
Die Unsicherheit der Leute. Im Sinne von: Sie sagen was, wollen was, tun aber etwas anderes und schreien dann doch wieder. Freiburger sind schwierige Leute, die man nicht immer versteht.

34. Wie billig bist Du?
So viel, dass deine Frau sich wundert, wo das ganze Geld hin ist. Aber wenig genug, dass es nicht die Bank zerbricht.

35. Was sagen Deine Eltern zu Deinem Dasein als Dragqueen?
Meine Mama möchte, dass ich ihr das Schminken beibringe.

36. Hast Du nichts Vernünftiges gelernt? Schminken und witzig sein – das kann doch jeder.
Das kann nicht jeder. Ich sehe jedes Mal wieder, wie wenig Leute sich gut schminken können. Abgesehen davon habe ich etwas „vernünftiges“ gelernt.. Ich habe Wirtschaft, Amerikanistik, Anglistik und Gender Studies studiert. Ich habe einen Bachelor und einen Master. But look at me: What a waste of time and money.

37. Klemmst Du Dir den Penis ab?
Ja, natürlich. Das gehört dazu.

38. Wie macht man das?
Du nimmst sehr viel Verzweiflung, sehr viele Unterhosen und Strumpfhosen. Und dann ignorierst Du den Fakt, dass Du für die nächsten acht bis fünfzehn Stunden nicht pinkeln gehen kannst.

39. Warum braucht es in Freiburg Dita Whip, wenn wir schon Dragqueen Betty BBQ haben?
Weil ich etwas ganz anderes mache. Betty ist nett. Ich bin unfreundlich. Jeder hat seinen eigenen Charme.

40. Was ist, wenn du alt und faltig bist?
Dann gibt es Face-Lifting-Tapes, noch mehr Make-up und dann wird mein Burlesque noch grotesker. Ich finde das großartig.

Foto: Wir machen glücklich / Dita Whip

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