fudder.de/BZ: Es war ein Fest für alle Kampfsportfreunde: Am Samstag ging die Champions-Fight-Night in der Staudinger Halle in Freiburg in die sechste Runde. Kämpfer (und zwei Kämpferinnen!) traten in verschiedenen Kampfkünsten gegeneinander an.
1. Der symphytische Ersatzkämpfer
Bunte Bänder in den Farben von Deutschland und Thailand umschnüren seine Oberarme. Eine grelle, pinkfarbene Boxershort sitzt unterhalb seiner Hüfte. Sixpack? Nein. Ein Lachen im Gesicht? Durchaus. Natthawut Pralomram hält sich am Ring fest, streckt sich nach links und rechts und dehnt seine Oberschenkel. Kein Killerblick, keine Zähne zeigen, kein in die Fäuste ballen und Brust rauspressen. Der Thailänder mit knapp 300 Profikämpfen scheint gewitzt und entspannt zu sein.
Er hat nichts zu verlieren – kurzfristig ist er für Alex Zait eingesprungen, der sich an der Hand verletzt hat. Er sollte heute eigentlich gegen Ismet Minaz kämpfen. Der eingesprungene Pralomram schüttelt seinen Kopf und die Schweißperlen von seiner Stirn. „Chong! Chong!“, hört man es aus seiner Ecke brüllen – der Spitzname des thailändischen Kämpfers.
Chong hüpft auf den Fußballen auf und ab und reist seine schmalen Augen weit auf. In seine Richtung dreht sich mit einem Bein in die Luft gestreckt sein Gegner Ismet Minaz. Auf seiner Schläfe zeichnen sich seine Adern ab, im Visier den viel kleineren und kräftigeren Thailänder. Im Sprung wehen seine Dreadlocks wie in Zeitlupe durch die dichte, heiße Luft. Der lange Krausebart bleibt steif.
Dann geht es schnell: Zack – der Mann mit Beinen, dünner als seine riesige Rasta-Haarpracht, schlägt mit seinem Bein gegen Chong. Dieser verzieht sein Gesicht, grinst kurz wieder – und gibt Konter. Ganze neun Minuten am Stück trifft Faust gegen Gesicht. Bein gegen Oberkörper. Ein großartiger Kampf zwischen zwei Männern, denen man auf den ersten Blick auf der Straße womöglich nie eine solche Schlagkraft zugetraut hätte. Minaz gewinnt gegen Chong – deutlich.
2. Frauenpower im Ring
Kampfsportarten sind nur etwas für Männer? Von wegen. Fadma Basrir und Aline Seiberth beweisen Frauenpower im Ring und machen ab Sekunde eins deutlich, dass sie heiß darauf sind, ihre Gegnerin am Boden zu sehen. Kein langsames Umhertippeln und Beobachten. Basrir und Seiberth gehen direkt aufeinander los: Immer schneller und härter prallen ihre Fäuste gegen den Körper der anderen.
Große Augen und Entsetzen der Zuschauer. Man sieht, wie die Schweißtropfen bei Gegenschlägen in die Luft spritzen und der Kopf zur Seite schleudert. Man spürt das Adrenalin der Kämpferinnen, die Beine kribbeln, der Kopf bewegt sich hektisch von links nach rechts – als sei man selbst im Ring. Ein paar Zuschauer springen von ihren Stühlen. Sie klatschen und brüllen ihre Namen. Bisher absolutes Stimmungs-Highlight! Der Kampf ist aggressiver, schneller und spannender als die vorherigen. Basrir gewinnt und reißt ihre Arme in die Luft. Für einen kurzen Moment hat man das Gefühl, das „One-Million-Dollar-Baby“ live vor Augen zu haben.
3. Das Nummerngirl und ihre Fans
Ihre weißen Zähne strahlen, das knappe Outfit schmiegt sich um ihre Kurven: die Dame in den knatschroten Stiefeletten schreitet in den Ring. Das Nummerngirl. Sie zwinkert mit ihren langen Fake-Wimpern und hält den Siegergürtel hoch in die Luft. Verkehrt herum. Der Ringrichter huscht herbei und dreht den Gürtel richtig, die Dame lacht herzlich und erweckt damit Sympathie. Besonders die linke Publikumsseite scheint begeistert. Jedes Mal, wenn sie mit ihren Highheels über den Ring stolziert und auf der linken Seite des Rings ihre Pose einnimmt, toben die jeweiligen Zuschauer. Im Laufe des Abends entwickelt sich das zum Running-Gag.
4. Ein Freiburger Kämpfer zeigt Respekt
Der vorletzte Kampf des Abends, auf den die Zuschauer seit knappen sechs Stunden warten und gebannt auf ihren Stühlen sitzen: Philipp Haarburger, von den Freiburger Fightbros, steigt in den Ring. Gegen ihn war ursprünglich Ehsan Molaei angesetzt. Doch auch wie schon mehrere Male davor wurde dem Freiburger kurz vorher abgesagt. Dennoch erklärt sich ein Kämpfer nur einen Tag vorher – und ohne Vorbereitung – bereit, gegen Haarburger anzutreten: Sharms Ultjak.
Aber die erste Runde im Ring ist schnell vorbei: Der Lokalchamp reißt seinen Gegner auf den Boden, drückt ihn runter und schlägt drauf zu. Er hat ihn so im Griff, dass dieser aufgeben muss und Haarburger sich so nach nur zwei Minuten den Sieg holt. Doch kein Protz. Der 23-Jährige nimmt das Mikro in die Hand und ehrt die schnelle Kampfbereitschaft seines Gegners. Show some respect!
5. Die Stimmung
Sei es der epische Song „Ameno“ von ERA, Eminem oder Deutschrap-Mukke, die aus den Boxen wummert und für Gänsehaut sorgt, wenn die Kämper in ihren Ring steigen – oder der schnelle Schlagabtausch, Schweiß, Blut und Tränchen: die Champions-Fight-Night ist ein großartiges Event mit 22 Kämpfen – und eigentlich 22 Highlights.
Foto: Laura Wolfert // Mehr Fotos? Hier klicken!
Kommentar verfassen