fudder.de: Von der ewig Braunen, die sich alle 20 Minuten mit Sonnenöl einschmiert bis zum Möchtegern-Bademeister, der schon immer so sein wollte, wie David Hasselhoff: Diese zehn Typen triffst Du in Freiburger Schwimmbädern. Welcher bist Du?

1. Das Kleinkind

Charlotte-Luise-Marie ist eines der trotzigen Kleinkinder, vier Jahre alt – und vier Mal so laut, wie das ganze Schwimmbad. Sie kreischt, bleibt bockig auf der Stelle stehen und reist die rosafarbenen mit Einhorn bedruckten Schwimmflügel von ihren Armen. Tränen kullern über ihre Wangen – an denen noch das Schokoladeneis vom Hofeis klebt.  Charlotte-Luise-Marie ist erst wieder glücklich, wenn sie in das große Becken darf. Auf ihrer Luftmatratze. Ohne Schwimmflügel. Irgendwann geben ihre Eltern nach – Hauptsache sie ist endlich leise. Für einen kurzen Augenblick herrscht Ruhe im Schwimmbad. Doch dann landet ein Wassertropfen in Charlotte-Luise-Maries Gesicht – und sie fängt wieder an zu plärren.

2. Die Ghetto-Gang

Die Ghetto-Gang sitzt auf viel zu kleinen Badehandtüchern, hört laut „Chabos wissen der Babo ist” über ihre Handylautsprecher und schwören auf alles. Die Jungs haben einen knallroten Kopf, weil sie ununterbrochen die Luft anhalten. So können die selbsternannten „Brudis” ihren im Mc-Fit-trainierten Oberkörper anspannen und präsentieren. Sie schwimmen nicht. Sie bleiben an ihrem Platz – und nicken ihren Chicks, die sie damals im Nachtschicht kennengelernt haben, zu. Ohne Erfolg.

Die Mädels schlendern popowackelnd an ihnen vorbei. Sie tragen neonfarbene Bikinis mit Fransen am Oberteil, dass das Dekolleté aufhübschen soll. Aber auch sie wagen es nicht in das Wasser – weil: nass. Ihre geglätteten Haare könnten sich wieder wellen – und das Make-Up verwischen. Deswegen halten sie lediglich die Füße in das Becken, schießen ein Foto und posten es auf Instagram mit #feeling #summer #strandbad.

3. Der Möchtegern-Bademeister

Der Möchtegern-Bademeister wollte schon immer so sein wie David Hasselhoff in Baywatch – doch hat es nur bis zum Seepferdchen geschafft. Auch seine Pamela Anderson im knappen, roten Badeanzug hat er nie gefunden. Deswegen verbringt er jetzt, in Rente, jeden Tag im Schwimmbad. Sein Stammplatz: Hälfte Schatten, Hälfte Sonne, direkt am Wasser. Er kennt die Baderegeln und ihre Änderungen von 1993 auswendig. Wenn man rennt, oder vom falschen Beckenrand springt, wird man sofort ermahnt. Er kennt jeden – und jeder fürchtet ihn.

4. Der Supersportler

Der Supersportler ist der einzige im Schwimmbad, der wirklich richtig schwimmen kann. Er ist jung, trainiert täglich für sein Sportabitur und hat dadurch einen braungebrannten und kräftig gebauten Rücken. Er ist von seinen Mitmenschen genervt. Er schüttelt den Kopf, wenn die älteren Herren so tun, als seien sie Olympia-Schwimmer – aber kläglich versagen. Er weiß es nicht nur besser – er ist auch besser. Der Supersportler ist fünf Bahnen geschwommen, wenn die anderen Badegäste bei der Hälfte angelangt sind.

5. Die Omi

Die „Omi” ist in Rente und möchte noch etwas für ihre Gesundheit tun. Joggen oder Zumba: Alles nicht ihr Ding. Deswegen hüpft sie bevorzugt in das Becken des Freiburger Frauenbads – und genießt die kurze Auszeit von ihrem Mann Günther. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters ist die Omi stylisch. Zumindest stylischer  als die Mädels in ihren Fransen-Bikinis. Sie versteckt ihr dünnes, grau-gelocktes Haar unter einer engen Badekappe mit Blümchenmuster. Passend dazu trägt sie einen Badeanzug – hauteng. Selbst die Schwimmbrille ist farblich abgestimmt – durch die sie aber wenig sieht. Dank minus fünf Dioptrien denkt sie, der Möchtegern-Bademeister sei tatsächlich David Hasselhoff. Für einen kurzen Flirt wagt sie sich ins Wasser und beweist, dass man als ältere Dame noch super sportlich sein kann.

Folgende Schwimm-Typen sind von Tamara Keller geschrieben:

6. Der Viel-Spritzer-Krauler

Er hält sich für einen wahren Olympioniken – schließlich krault er schon seit über 50 Jahren so. Leider beherrscht er diese Kunst seit genau dem gleichen Zeitraum nicht. Sobald Arme und Beine die Wasseroberfläche berühren, spritzt es in alle Richtungen und es wird stur geradeaus geschwommen. Die extra abgesperrte Bahn für Krauler ignoriert er gekonnt. Was er dabei vergisst? Dass sich auch noch andere Menschen im Becken befinden. Rücksichtnahme? Wird überbewertet. Hin und wieder greift er auch zur Profiausrüstung, die fein säuberlich am Bahnende aufgestapelt bereit liegt: Plastik-Schwimmflossen und -Paddles, es muss ja stets an der Spritztechnik gearbeitet werden.

7. Die Aqua-Joggerinnen

Styropor sind die neuen Schwimmflügel, zumindest, wenn es nach der Aqua-Joggerin geht. Neben dem modischen, blauen Bauchgürtel, trägt sie neuerdings blaue Styropor-Fußfesseln, die ihr das Gehen im Wasser erleichtern sollen. Alleine ist sie nie anzutreffen: Stets zu zweit kämpfen sie wie „Free Willy“ für Freiheit und beschlagnahmen Schritt für Schritt mit Pokerface und der Dolce & Gabbana-Sonnenbrille auf der Nase mindestens zwei Bahnen für sich. Leider haben sie dabei übersehen, dass sie sich auf den abgesperrten Bahnen für die Krauler befinden.

8. Die Ewig-Braune – eine Hommage

Ab dem ersten Sonnentag ist sie die Erste, die das Schwimmbad betritt und die Letzte, die es verlässt. Von Anfang an ist sie bereits so braun gebrannt, dass jeder weiß, das ist nicht natürlich. Sie hat immer ihren festen Platz – die fest installierte Liege neben dem Schwimmerbecken. Hier thront sie wie eine Königin und schmiert sich alle 20 Minuten mit Sonnenöl ein. Ein anderer Badegast wagt es, die Liege zu besetzen? Er wird mit Blicken getötet. Das Wasser meidet sie. Die Sonne und ihr Aussehen ist das, was zählt: Deshalb wechselt sie am Tag mindestens zwei Mal den trockenen Bikini.

9. Die rückwärtsschwimmende Kampfpatrone

Gerade hat sie, die gestresste Teilzeit-Hausfrau, noch Karl-Ludwig in die Kita gebracht, jetzt muss sie schauen, dass sie so schnell wie möglich ihre Bahnen durchbekommt, bevor sie bei ihrem Job zu erscheinen hat. Natürlich gilt es dabei möglichst auf ihre Gesundheit achten. Deshalb wird grundlegend rückwärts geschwommen und nichts kommt ihr dabei in den Weg. Für die Kampfpatrone gibt es nur einen Leitsatz: „Die anderen werden mir schon aus dem Weg schwimmen.“

10. Der Student

Eigentlich müsste er bald zwei Hausarbeiten abgeben und anfangen für die Prüfungen zu lernen. Aber morgen ist bestimmt noch ein Tag und deshalb geht er erstmal ins Schwimmbad. Vorsichtshalber nimmt er die Vorlesungsnotizen mit. Dabei weiß er schon in dem Moment, in dem er sie einpackt, dass es nur unnötiger Zusatzballast ist, denn sie werden in der Tasche bleiben. Auf der Liegewiese warten auf ihn die Kommilitonen. Zusammen brutzeln sie in der Sonne. Hin und wieder gehen sie auch ins Wasser und wenden vorher den sichersten Wertsachen-Aufbewahrungs-Trick an: Einfach das Handtuch über die Tasche legen, dann traut sich garantiert niemand etwas zu klauen.

Foto: Laura Wolfert

Artikel auf fudder.de