fudder.de/BZ: Bei Germany’s next Topmodel ist Giuliana Farfalla raus – jetzt will die Herbolzheimerin Youtube erobern. Sie war eines der ersten Transgendermodels bei GNTM. Wie sie mit ihrer Geschichte umgeht und warum sie keinen Freund hat.

Wie war die Zeit bei GNTM für Dich?

Giuliana: Ich habe mich relativ spontan beworben, weil ich wusste, dass meine Vergangenheit in den Vordergrund rücken wird. Ich war mir unsicher, ob ich das so möchte und dazu bereit bin. Ich war mit mir noch nicht zufrieden. Das hat man am Anfang der Staffel gemerkt. Doch ich bin an mir gewachsen und habe durch GNTM eine Entwicklung durchlebt.

Ich hätte nie gedacht, dass ich weiter als zwei Runden komme. Ich hatte ja auch keinerlei Modelerfahrung.

Generell hat mir die Zeit wahnsinnig viel Spaß gemacht. Die Mädels waren toll. Und das Reisen! Paris, die Castings! Das war wirklich eindrucksvoll. Ich bin dankbar, dass ich etwas erleben durfte, wofür andere lange arbeiten müssen.

Wirst Du durch GNTM häufig auf der Straße angesprochen?

Ja, definitiv. Mein Leben hat sich sehr verändert. Die Zeit ist und war überwältigend. Ich finde das süß, aber manchmal auch etwas beängstigend.

Warum ist das beängstigend?

Wenn fremde Leute auf mich zurennen, mich umarmen und mit mir Fotos machen wollen, bin ich das nicht gewohnt. Manchmal ist das etwas zu aufdringlich. Ich war letztens mit meiner Mutter essen. Nebendran saß eine Mädchengruppe, die total ausgeflippt ist – dabei wollte ich nur in Ruhe essen und den Tag mit meiner Mutter verbringen. Aber klar, man macht das dann trotzdem gern.

Du sagst Mädchengruppe. Wirst Du auch von Männern angesprochen – und ist das ein Thema für Dich?

Ich hatte eine Beziehung, die ging vier Jahre lang. Ich habe mich aber getrennt und seitdem habe ich mir gesagt, dass ich erst mal keinen Mann brauche. Das bringt’s nicht, wenn ich noch nicht mit mir im Reinen bin. Bevor ich einem Mann vertraue, möchte ich noch ein paar Dinge machen.

Du sagst, dass Du zu Anfang der Staffel unzufrieden mit Dir warst. Gegen Ende hast Du immer mehr an Selbstbewusstsein gewonnen. Wie kam das?

Klar, wenn man mit seinem Körper noch nicht ganz zufrieden ist, ist das schwer. Wenn man die anderen Mädchen anschaut, ist man da vielleicht etwas eingeschüchtert. Ich wollte mich deswegen nicht so freizügig zeigen. Das war beim ersten Shooting das Problem. Ich hätte aber nicht gedacht, dass das Bikini-Shooting schon am Anfang der Staffel stattfindet. Das Gespräch mit Michael Michalsky hat mir geholfen. Er hat mir gesagt, dass ich eine Chance habe und bleiben soll. Der Zuspruch hat mir wirklich gut getan und mein Selbstbewusstsein gestärkt. Jetzt bin ich sehr zufrieden mit mir. So, wie ich bin.

Es heißt, dass Du auf einer Party im Kagan jemanden geküsst hast – aber derjenige sauer wurde, als er erfahren hat, dass Du transgender bist. Wie reagieren die Leute generell auf Deine Geschichte?

Ach, da wird immer viel erzählt. Ich gehe jedenfalls sehr gerne im Kagan feiern – die Leute reden immer viel. Es stimmt aber, dass viele leider negativ darauf reagieren. Deswegen war ich mir mit meiner Teilnahme auch unsicher. Über solche Leute muss man aber hinwegsehen. GNTM hat mir da geholfen. Und viele haben mir ja auch zugesprochen. Damit hätte ich nie gerechnet.

Durch die Serie wissen viele Leute aber nun über Deine Lebensgeschichte Bescheid. Stört Dich das?

Nein, gar nicht. Wieso sollte mich das stören? Im Gegenteil, das ist eigentlich ein bisschen erleichternd für mich. Ich muss so nicht direkt jedem von mir und meiner Vergangenheit erzählen. Was ich aber schade finde, ist, dass ich fast immer nur als Transgender wahrgenommen werde. Ich habe als Frau bei GNTM teilgenommen – und so möchte ich behandelt werden. Ich wollte die gleichen Chancen wie andere Kandidatinnen haben. Außerdem hat doch jede immer eine Geschichte, über die gesprochen werden kann.

Albino-Model Shaun Ross hat kurz vor Deinem Rauswurf zu Dir gesagt, dass Du ein Vorbild für alle Transgender sein solltest – aber leider den Videodreh gepatzt hast. Das war hart, oder?

Das kann man von beiden Seiten sehen. Er hat ja eigentlich Recht. Der Dreh war nicht so super. Aber jeder hat eine Vorbildfunktion – nicht nur ich, weil ich Transgender bin. Die anderen Mädchen von GNTM haben ebenso Verantwortung. Ich finde, das wird wieder zu sehr auf meine Vergangenheit reduziert.

Was wirst Du jetzt nach GNTM machen?

Ich möchte weiterhin als Model arbeiten, es zumindest versuchen. Dafür muss man aber seinen Po hochkriegen. Meine zweite Leidenschaft ist die Kosmetik. Ich liebe es, mich zu schminken. Die ganzen Mädels von GNTM wussten auch, dass ich gut mit Make-Up arbeiten kann. Ich habe damit relativ früh angefangen und bin mittlerweile geübt darin. Deswegen möchte ich einen YouTube-Kanal starten. Viele rutschen nach GNTM ab und modeln nicht mehr, sondern gehen zu TV-Sendern.

Welche Themen möchtest Du in Deinem YouTube-Kanal behandeln?

Mode, Kosmetik, Frauensachen – und natürlich möchte ich über mein Leben sprechen: Wie es verlaufen ist, wie meine Vergangenheit war, wie ich die ganzen Operationen überstanden habe. Es gibt viele, die sich nicht trauen, diesen Schritt zu wagen. Deswegen möchte ich darüber reden. Ich möchte den Leuten zusprechen.

Info

Die 21-Jährige Giuliana Farfalla aus Herbolzheim war in der 12. Staffel von Germany’s next Topmodel dabei. Kurz vor dem Einzug in die Top Ten war Schluss: Die Südbadenerin belegte den 11. Platz. Schon vor dem Start der Sendung wurde publik, dass Giuliana als Junge zur Welt kam.

Foto: ProSieben/ Martin Bauendahl

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